Dr. Thomas Bachleitner-Hofmann und Dr. Walter Berger
Gleich zwei Ärzte teilen sich diesmal den Dr. Karl Fellinger-Preis, der jährlich von der Österreichischen Krebshilfe für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Krebsforschung vergeben wird.
Die Preisverleihung erfolgte am 17.10.2003. Im Rahmen einer Tagung der European Cancer Leagues in Wien fand am 17.10.2003 ein Galadiner im Sigmund Freud Museum statt. Univ.Prof.Dr. Alfred Beham, Sekretär der Österreichischen Krebshilfe, übergab den Preisträgern des "Univ.Prof.DDr. Karl-Fellinger-Preises 2002" die Auszeichnungen.
Dr. Thomas Bachleitner-Hofmann wurde für seine Arbeit „Stimulation of Autologous Antitumor T-Cell Responses Against Medullary Thyroid Carcinoma Using Tumor Lysate-Pulsed Dendritic Cells“ ausgezeichnet. Bachleitner-Hofmann, der neben Medizin auch Klavier an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien studierte, wurde 1975 in Wien geboren.
Seit 1999 ist er Teil der Arbeitsgruppe Experimentelle Chirurgische Onkologie an der Universitätsklinik für Chirurgie des AKH Wien, seit 2001 absolviert er die Ausbildung zum Facharzt für Chirurgie. Zentrum der prämierten Arbeit von Bachleitner-Hofmann bilden die Dendritischen Zellen mit ihrer einzigartigen Fähigkeit primäre und sekundäre Immunantworten auszulösen. Im Rahmen der Studie wurden aus peripheren Blut-Monozyten von Patienten mit medullärem Schilddrüsenkarzinom Tumorantigen-beladene dendritische Zellen erzeugt und auf ihre Fähigkeit getestet, zytotoxische T-Zell Antworten gegen autologe (d.h. patienteneigene) Tumorzellen hervorzurufen.
Das Ziel der Untersuchung war es, erste Erkenntnisse über die potentielle Effektivität einer auf dendritischen Zellen basierenden Immuntherapie bei Patienten mit medullärem Schilddrüsenkarzinom zu gewinnen. Die Resultate zeigen erstmals bei Patienten mit medullärem Schilddrüsenkarzinom, dass mittels Tumorantigen-beladener dendritischer Zellen eine spezifische, T-Zell-vermittelte Immunantwort gegen autologes Tumorgewebe hervorgerufen werden kann und bilden somit einen ersten vielversprechenden Grundstein für den zukünftigen Einsatz der Immuntherapie beim medullären Schilddrüsenkarzinom.
Der zweite Preisträger, Dr. Walter Berger, geboren 1963, stammt aus Oberösterreich. Der Fellinger-Preis ist schon die zweite Auszeichnung, die er von der Österreichischen Krebshilfe erhält; bereits im Jahr 2000 bekam der den Smith-Kline-Beecham-Preis. Bergers aktuell ausgezeichnete Arbeit trägt den Titel: „Overexpression of the human major vault protein in astrocytic brain tumor cells“ und wurde in der renommierten Zeitschrift "International Journal of Cancer" publiziert. Die Resistenz vieler Krebsarten gegenüber einer chemotherapeutischen Behandlung stellt ein Hauptproblem der klinischen Onkologie dar. Das Haupt-Vault-Protein (MVP) wird auch als Lungen-Resistenz-Protein bezeichnet, weil es in vielen Tumorarten, darunter auch in Lungenkrebs, zu einer Resistenz gegenüber einer eine chemotherapeutische Behandlung führt.
Ziel der ausgezeichneten Studie war es, die Expression und zelluläre Lokalisation des MVP in Gehirntumorzellen, sowie einen möglichen Zusammenhang mit der Resistenz von Hirntumoren gegenüber Chemotherapie zu erforschen. Während normales Hirngewebe kein MVP exprimiert, kommt es im Fall der häufigsten und aggressivsten Form von Gehirntumoren, dem sogenannten Glioblastom, zu einer klaren Überexpression des MVP-Gens. Anderen primäre Hirntumoren, wie z.B. Medulloblastome und Meningiome, wiesen seltener erhöhte Mengen von MVP auf. Normale, in der Kulturschale gezüchtete menschliche Astrozyten exprimierten verglichen mit den malignen Zelltypen deutlich geringen Mengen von MVP. Der MVP-Gehalt in Tumorzellen korrelierte mit einer Resistenz gegenüber vielen wichtigen Zytostatika, darunter Anthrazykline, Cisplatin und Etoposid. Zusammenfassend legen die Daten der Arbeit nahe, dass die Expression von MVP in aggressiven Hirntumoren aktiviert ist und zur schlechten Behandelbarkeit von Hirntumorpatienten mittles Chemotherapie beiträgt.